Die soziale Infrastruktur als Grundfeste unserer Gesellschaft

Am 19.08.2021 diskutierten der rentenpolitische Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, Markus Kurth, der Landesgeschäftsführer des Sozialverbands VdK, Thomas Zander, und der Vorstand der Caritas im Kreis Olpe, Christoph Becker auf Einladung von Bündnis 90/Die Grünen über die soziale Stärke unserer Gesellschaft. Die Bundestagsdirektkandidaten Laura Kraft und Holger Thamm aus Siegen-Wittgenstein und Olpe hatten zu dieser Podiumsdiskussion eingeladen und moderierten die Veranstaltung. 

Mit einem bemerkenswerten Impulsreferat führte Markus Kurth in die Veranstaltung ein. Angesichts der zunehmenden Anzahl von Krisen, die unsere Gesellschaft zu bewältigen hat, beschrieb er die Wichtigkeit der sozialen Sicherungssysteme. Akut müssen die Menschen noch immer die Folgen der Corona-Krise bewältigen, aber auch die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich konkret und gerade auch der demografische Wandel ist für das Sozialsystem eine große Herausforderung. Die Gesellschaft stehe vor tiefgreifenden Veränderungen, daher sei es immens wichtig, die Resilienz zu gewährleisten: dafür zu sorgen, dass die Gesellschaft externe Störungen verkraften kann und ihre wesentlichen Funktionen erhält. Christoph Becker konnte die Sichtweise gut nachvollziehen und fand die Leitkultur der Caritas in Markus Kurths Worten wieder. „Resilienz ist genau der Ansatz unseres Verbandes.“ Er hoffe, dass es gelinge, den Menschen klarzumachen, dass Sozialversicherungen kein Geschäft, sondern die Grundlage der Solidarität darstellen.

Der Geschäftsführer der VdK NRW, Thomas Zander, sah in Markus Kurths Vortrag „ganz viele Schnittmengen“ mit dem größten Sozialverband Deutschlands. „Die Corona-Pandemie hat wie ein Vergrößerungsglas gezeigt, was bei uns in Deutschland klappt und was nicht.“ Die Anfälligkeit sozialer Infrastruktur sei dadurch aufgezeigt worden.

Die Bereitschaft Einzelner, sich einzuschränken, und das in einer Gesellschaft, die auf Maximierung angelegt sei, wäre eine Herausforderung. „Zwei Urlaube reichen ja nicht mehr, man muss sich inzwischen dreimal im Jahr in den Flieger setzen.“ Die Gesellschaft dürfe auch nicht aufhören, die Menschen teilhaben zu lassen, die kein Erwerbseinkommen haben. Markus Kurth berichtete von sehr positiven Ansätzen der Agentur für Arbeit aus seinem Wahlkreis, deren Wirken sich in den letzten Jahren ganz Weg von Sanktionsmechanismen hin zu Motivation und Förderung ausgerichtet hat. Dies sei beispielgebend für ganz NRW, so Kurth.

Angesichts der Tatsache, dass die Pandemie in Deutschland bereits 4 Milliarden Euro gekostet habe, befürchte Zander, dass für die Weiterentwicklung des Sozialsystem kein Geld mehr da wäre und dass die Politik zuerst in diesem Bereich sparen will. Markus Kurth ergänzte, dass Sozialbeiträge oftmals nur als Belastung verstanden werden und insbesondere die Wirtschaft betone, dieses Geld müsse erst einmal verdient werden. Er jedoch wirbt dafür, die soziale Sicherung als Standortvorteil zu verstehen.

Einig waren sich Becker, Kurth und Zander auch, dass die älter werdende Gesellschaft insbesondere in Sachen Pflege eine Herausforderung darstellen werde, deren Bewältigung die Politik vor große Aufgaben stelle. Der Anteil der älteren Bevölkerung und damit allgemein der Pflegebedarf werden weiter zunehmen. Auch den Nachwuchs für Pflegeberufe zu begeistern und zu fördern stellt eine Herausforderung dar. Der Wunsch vieler Menschen, möglichst im eigenen Zuhause auch im Alter leben zu können, wäre durch das Element der ausgeweiteten Tagespflege umsetzbar. Der Einsatz pflegender Angehöriger ist dabei nicht zu unterschätzen. Thomas Zander warb dafür, hier viel mehr Unterstützung zu gewähren, etwa durch die Einführung von Pflege- analog zu Kindererziehungszeiten. „Wir müssen heute schon überlegen, was in zehn Jahren sein wird, wenn wir doch heute schon zu wenig Pflegende haben“.

Am Ende waren sich alle einig, dass die Diskussion fortgeführt werden soll, auch außerhalb von Wahlen und dass, das Thema mit der Klimakrise in den nächsten 20 bis 30 Jahren den Alltag bestimmen wird. Laura Kraft und Holger Thamm bedankten sich bei den Diskutanten und nehmen vieles aus der Diskussion als Aufgabe mit. Die Veranstaltung wurde aufgezeichnet und steht unter https://youtu.be/Qhfce8VuGYA zur Verfügung.

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