Nominierungsversammlung 2009

Grünes Team in Netphen steht: Helga Rock und Georg Vitt führen Liste an – Resolution gegen „FELS“ verabschiedet: „Schluss mit dem Fernstraßenwahn!“

Eindruck von der Nominierungsversammlung
Grüne KanditatInnen für den Rat

Auf seiner gestrigen Nominierungsversammlung im alten Feuerwehrhaus haben die Netphener Grünen ihr Kandidatenteam für die am 7. Juni stattfindenden Kommunalwahlen aufgestellt. Der bisherige Fraktionsvorsitzende der Grünen im Rat der Stadt, Peter Latsch, steht aus beruflichen Gründen für die kommende Ratsperiode nicht mehr zur Verfügung. Zukünftig wird die Liste von Helga Rock angeführt, die seit zehn Jahren in Netphen beheimatet ist und zugleich der Grünen-Fraktion im Kreistag vorsteht. Auf Platz 2 kandidiert Ratsmitglied Georg Vitt, auf Platz 3 Silvia Glomski und auf Platz 4 der Sprecher der Grünen Jugend im Kreisverband Siegen-Wittgenstein, Simon Rock, der mit gerade 20 Jahren eines der jüngsten Kandidaten für ein Ratsmandat sein dürfte und die Anliegen der jungen Bürgerinnen und Bürger Netphens besonders nachdrücklich vertreten will. Traditionell grün ist die Reserveliste bis zum 10. Platz je zur Hälfte mit Frauen und Männern besetzt. 

Die Wahlbezirke werden folgendermaßen besetzt: (Dreis-Tiefenbach 1) Deniz Gündüz, (Dreis-Tiefenbach 2) Helmut Weskott, (Dreis-Tiefenbach 3) Michael Stötzel, (Dreis-Tiefenbach 4) Michael Schneck, (Dreis-Tiefenbach 5/Eckmannshausen) Sabine Latsch, (Frohnhausen/Herzhausen/Oelgershausen) Ralf Richter, (Unglinghausen 7) Simon Rock, (Netphen 1) Georg Vitt, (Netphen 2) Monika Vitt, (Netphen 3) Devrim Gündüz, (Netphen 4) Sylvia Glomski, (Netphen 5/Brauersdorf) Birgit Geisweid, (Netphen 6/Afholderbach/Eschenbach/Sohlbach) Günter Schäfer, (Deuz 1) Helga Rock, (Deuz 2/Beienbach/Grissenbach 1) Rosel Flender, (Grissenbach 2/Nenkersdorf/Walpersdorf) Rainer Klein,  (Salchendorf) Walter Schindler, (Helgersdorf/Irmgarteichen/Werthenbach 1) Lothar Hoffmann, (Hainchen/Werthenbach 2) wird nachgewählt.

Im Anschluss an die Kandidatenkür stand die Verabschiedung einer Resolution gegen die als A4-Ersatz konzipierten Planungen zum Bau einer Bundesfernstraße von Kreuztal/Buschhütten zum Hattenbacher Dreieck. Einstimmig verabschiedete der Stadtverband seine Ablehnung des Breuerschen „Straßenwahns“ und stellte fest, dass „die von Landrat Paul Breuer (CDU), dem Bundestagsabgeordneten Willi Brase (SPD) und den  im Kreistag vertretenen Fraktionen von CDU, SPD, FDP und UWG mit allem Nachdruck geforderte Bundesfernstraße von Kreuztal/Buschhütten zum Anschluss in Hessen an die A5/Hattenbacher Dreieck  aus unserer Sicht eine Mogelpackung ist, die auch nicht ansatzweise hält, was sie verspricht.“ Sie sei, so die Netpher Grünen, „mit unverantwortlich hohen Kosten verbunden, aus umwelt- und naturschutzfachlicher Sicht eine Katastrophe und bringe insbesondere für die unmittelbar betroffenen Netpher Ortsteile Unglinghausen und Herzhausen eine extreme Beeinträchtigung der Lebens- und Wohnverhältnisse mit sich.“

„Die Befürworter der ‚FELS‘ versprechen eine verkehrliche Entlastung“, so die Grünen weiter. „Aber das Gegenteil ist richtig: Die drei- bis vierspurige Bundesfernstraße wird insbesondere Schwerlastverkehr in bislang nicht gekanntem Ausmaß in die Region ziehen. Im Siegerländer Norden werden bis zu 55.000 Fahrzeuge pro Tag und Nacht erwartet. Der sog. Ziel- und Quellverkehr dagegen wird – schon aufgrund der geringen Zahl an Zu- und Abfahrten – nahezu unverändert fortbestehen. Die Belastungen durch Lärm und Abgase können durch Lärmschutzmaßnahmen nie wirklich aufgefangen werden – wir weisen in diesem Zusammenhang auf die gescheiterten Bemühungen in Wilnsdorf zur Lärmreduzierung an der A 45 hin.“

Der für Unglinhausen prägende Höhenzug von der Wolfsbornquelle zur Kronprinzeneiche werde „unwiederbringlich zerstört, Plätze und Quellgebiete werden der geplanten Asphaltpiste zum Opfer fallen. Der Charakter unserer Dörfer als Naherholungsgebiete wird verloren sein“, warnen die Grünen.

Auch auf die Kosten geht die Resolution ein: „Die Kosten für den Straßenwahn belaufen sich auf mindestens 1,7 bis zu 2,3 Mrd. Euro. Angesichts der explodierenden Kosten im Autobahnbau wird sich diese Summe auf mindestens 3,4 bis zu 4,6 Mrd. Euro verdoppeln – und das für eine Straße, die gegenüber der bestehenden überregionalen Verbindung über Gießen gerade 14 km Fahrstrecken- oder 16 Minuten Fahrzeitverkürzung bringt. Aus unserer Sicht ist dem Erhalt, der Sanierung und ggfs. Ausbau des bestehenden Verkehrsnetzes unbedingt der Vorrang zu geben.“
Das Argument, die Fernstraße sichere oder bringe zusätzliche Arbeitspätze, lassen die Grünen ebenfalls nicht gelten: „Insbesondere die Umsiedlung der Firma Siemag M-Tec ins benachbarte Haiger, von Landrat Breuer für seinen Straßen-Wahn instrumentalisiert, steht in Wahrheit in keinem Sachzusammenhang zur verkehrlichen Infrastruktur in Netphen, sondern ist innerbetrieblichen Organisationsstrukturen geschuldet. In diesem Zusammenhang weisen die Netpher Grünen auf die Selbstdarstellung der Stadt auf ihrer Homepage hin, auf der wörtlich zu lesen steht: „Netphen hat eine hervorragende Verkehrsanbindung und liegt nur 10 km von der Autobahn 45 Frankfurt-Dortmund entfernt.“ Wittgenstein hat seit langem deutlich geringere Arbeitslosenquoten als alle übrigen Regionen im Kreisgebiet – auch ohne Fernstraße!  Auch wissenschaftlich ist der konstruierte Zusammenhang von Fernstraßenbau und Arbeitsplatzsicherung bzw. -schaffung mitnichten erwiesen. Im Gegenteil: Insbesondere dem für unsere Region eminent wichtigen Wirtschaftszweig des naturnahen Tourismus wird durch die geplante Straße im wahrsten Sinn des Wortes das Wasser abgegraben.“ 

Im Ergebnis ihrer Kritik fordern die Grünen „die sofortige Einstellung der Planungen zur Bundesfernstraße in allen zur Zeit diskutierten Varianten. Die politisch Verantwortlichen fordern wir auf, sich unseren Argumenten anzuschließen und damit den Weg freizumachen, um vor Ort für bürgerfreundliche, naturverträgliche und finanzierbare Lösungen bestehender verkehrlicher Engpässe zeitnah umzusetzen. Wir halten das Spiel derjenigen Fraktionen, die sich auf städtischer Ebene gegen die FELS wenden, um die Bürger vor Ort nicht zu verprellen, die sich aber zugleich  im Kreistag für die FELS stark machen, für verlogen und werden deutlich dagegen Stellung beziehen. Wir versichern den Bürgerinitiativen „Pro Mensch und Natur“ in Unglinghausen, der BI „Herz gegen FELS“ in Herzhausen sowie der Aktionsgemeinschaft gegen den Bau der Bundesfernstraße unsere volle Unterstützung. Wir werden uns auf allen politischen Ebenen in Stadt, Kreis, Land und Bund dafür einsetzen, dass der grassiernde Straßenwahn bald ein Ende findet!“

Netphen, 27.1.2009
gez. Helga Rock,
Stadtverbandssprecherin

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